Sunday, December 25, 2011

Jahresrückblick 2011


Nachdem seit dem letzten Post ein sehr ereignisreiches Jahr vergangen ist, sehe ich keine andere Möglichkeit, wieder zur Realität aufzuschließen, als hier zunächst einmal den Jahresrückblick 2011 zu veröffentlichen, den ich Weihnachten an unsere Freunde geschickt habe:

Liebe Freunde,
nachdem ich dieses Jahr 30 geworden bin, halte ich es nicht mehr für komplett unangemessen, Jahresrückblick-Rundbriefe zu verschicken. Daher nun unser Rückblick:
Nachdem ich im Sommer 2010 in der Bronx meine dreijährige Weiterbildung zum Internisten begonnen hatte und Xiaowen 4 Wochen später nach einem Zwischenstopp in der Blauen Lagune in Reykjavik nachgekommen war, fing dieses Jahr recht unbeschwert mit einem Besuch in Deutschland an. Ich hatte mich zu dieser Zeit schon einigermaßen an mein doch sehr anderes Arbeitsumfeld gewöhnt, weniger an das Leben hier (bei 60-80h Arbeit/Woche spielt das keine so große Rolle). Xiaowen fühlte sich noch weniger zu Hause als ich, hat aber Kurse am Hunter College (City University) gemacht und an einer Sprachschule neue Freunde gefunden, unter anderem eine echte Bronx-Chinesin, die gerade 150m von uns entfernt wohnt. Während ich beruflich die Entscheidung für die USA nie bereut habe, gibt es für uns beide hier doch einiges, das wir nur schwer oder gar nicht akzeptieren können. Das Gute an New York ist aber, dass hier die ganze Welt repräsentiert ist und dass es erstaunlich wenige Leute gibt, die wirklich hier verwurzelt sind – dementsprechend offen ist die Gesellschaft.
Wer mich kennt, weiß aber auch, dass ich mich schon immer über irgendwas beklagt habe (GEZ, CDU, SPD, Sozial-, Außen- und Gesundheitspolitik). Insofern ist alles beim Alten… Es hilft, dass wir immerhin einen Cousin mit Familie in der Nähe haben – hier Fotos vom letzten Weihnachtsfest:


Wir haben den Besuch zu Hause genossen, Xiaowen war länger da als ich (hab nur 4 Wochen Urlaub im Jahr, für amerikanische Verhältnisse viel). Es wurden Freunde in Heidelberg und Reutlingen besucht, vor allem waren wir natürlich auf der Alb, mit Ausflügen an den Bodensee und nach Lenzerheide mit einem gewohnt fitten Großvater. Nach der Rückkehr in die Bronx hab ich hier meinen 30. Geburtstag gefeiert; von all diesen Ereignissen gibt es auch Fotos auf Google Plus zu sehen (siehe Link in Mail).
Wie die meisten von Euch meiner letzten Rundmail entnommen haben dürften, hat uns dann Ende März mit dem Tod meines Schwiegervaters ein völlig unerwarteter Schicksalsschlag getroffen, der dieses Jahr überschatten sollte. Xiaowen ist gerade noch rechtzeitig zurückgeflogen, um ihren Vater noch lebend zu sehen, ich war mit meiner Mutter zusammen am 3. April auf der Beerdigung. Xiaowen ist dann bis zum Sommer in Shanghai geblieben, um als einziges Kind ihre Mutter zu unterstützen. Es wurde eine neue, sehr schöne Wohnung näher am Stadtzentrum gekauft und meine Schwiegermutter hat langsam ein neues Leben begonnen. Ein bisschen hat ihr dabei wohl auch die Aussicht auf einen Enkel geholfen – auf den mein Schwiegervater zuletzt (entgegen seiner diesbezüglich sehr zurückhaltenden Art) gedrängt hatte. Nun, der Geburtstermin unseres Sohnes ist genau am 10. April 2012… Das war nicht geplant, aber ich hoffe, nächstes Jahr an diesem Tag eine fröhlichere Email verschicken zu können als 2011. Das Jahr des Drachen ist besser als das des Hasen.
Nachdem ich die „Big News“ kundgetan habe, bleibt nicht mehr so viel zu berichten; auch brennt in Deutschland schon fast das fünfte Lichtlein und ich bin wie immer spät dran. Deshalb haben wir immer noch nicht entschieden, was wir ab Juli 2013 machen werden. Irgendwo zwischen New York und Shanghai liegt die Antwort.
Im Juli waren Xiaowen und ich endlich wieder vereint und haben zuerst 2 Tage bei Xiaowens Studienfreundin Sisi Gu in Frankfurt gewohnt. Dann waren wir nach einer Woche auf der Alb noch eine Woche bei meinem Mitschüler Danijel Zupancic und seiner Frau Sandra in Slowenien zu Besuch, was eine wunderbare Zeit und der denkbar größte Kontrast zur Bronx war (die beste Pizza unseres Lebens haben wir in einem Vorort von Ljubljana gegessen). Nach dem Urlaub begann dann mein zweites Jahr als Resident in der Bronx – es ist sehr entspannend, nicht mehr an vorderster Front zu stehen und es ist toll, dass man frischen Interns und Studenten was beibringen kann… Die neu gewonnene Zeit hab ich u.a. für ausgedehnte Radtouren mit meinem endlich aus Deutschland mitgebrachten Fahrrad genutzt – es gibt hier schöne Radwege am Hudson entlang. Interessanterweise haben 2 deutsche Bekannte von mir im Juli angefangen, hier zu arbeiten, so dass es bei uns mehr Deutsche denn je gibt (Stephie Behringer und Janine Adamczyk, mit der ich in Kentucky PJ gemacht habe). Gut ist auch, dass ich ab April relativ lockere Rotationen haben werde, u.a. Vorbereitung auf einen Auslandsaufenthalt in Uganda, wo ich – allerdings erst im 3. Jahr (2012/2013) – für einen Monat an einer ländlichen Klinik arbeiten werde.
Ansonsten ist noch zu erwähnen, dass Xiaowen einen chinesischen und fast auch schon einen US-Führerschein gemacht hat (es fehlt nur noch die offizielle Fahrprüfung) und wir stolze Besitzer eines gebrauchten Rabbits (so nannten sie hier den VW Golf einige Jahre lang) sind, der jetzt mit uns über die schlecht zusammengeflickten Straßen der Bronx meilenweit bis zu Ikea nach Brooklyn hoppelt. Zuletzt ist noch der zweite Besuch meiner Eltern im Oktober/November zu erwähnen – wir kannten uns schon besser aus als beim letzten Mal vor gut einem Jahr und haben eine längere Tour bis nach Cape May an der Südküste von New Jersey gemacht, wo wir viele Zugvögel, besonders aber die letzten Monarchfalter auf dem Weg nach Mexiko gesehen haben, außerdem die Jersey Shore (zum Glück außerhalb der Saison) und kurz auch Atlantic City (ohne Sünde). Außerdem waren wir wieder am Broadway und haben einmal mehr die extrem vielfältige Restaurantszene genutzt; unsere Diät wurde zuletzt auch noch durch reichlich Schmuggelware aus der Metzgerei Allmendinger in Sonnenbühl verfeinert… Wir haben natürlich auch den New Rochellern (mein Cousin Michael Pirson mit Familie) wieder einen Besuch abgestattet:


Zur gleichen Zeit waren auch Christoph und Katrin Kern aus Portland, Oregon zu Besuch, so dass wir hier vorübergehend ein richtig großes Familien-Massenlager hatten. Wir hoffen, das noch häufiger veranstalten zu können und laden Euch hiermit alle fürs Jahr 2012 herzlich ein – am besten noch vor dem großen Tag im April ;)
Wir wünschen Euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!